Ich finde, dass das neue Star Trek ein wenig das aufgibt, was Star Trek einzigartig gemacht hat. Die unbedingte Hoffnung, aber auch die sehr offensichtliche Gesellschaftskritik. Das wird heute mehr von The Orville verkörpert - womit eigentlich bewiesen ist, dass das nichts mit dem Zeitgeist oder wirtschaftlichem Kalkül zu tun hat, weshalb man Trek verändert. Offenbar GEHT es ja noch so, wie früher. Das heißt nicht, dass ich das neue Trek gar nicht mag. Discovery hat zwar wirklich durchwachsene Plots, bei denen wenig Wert auf Logik und Kontinuität gelegt wird, als Unterhaltung ist es aber okay. Und Picard? Schauen wir mal. Es fing gut an. Aber es ist recht austauschbar geworden. Die Plots könnten genauso in jeder anderen SciFi-Serie vorkommen. Der Wiedererkennungswert gründet sich eigentlich nur noch auf Namen und Charaktere, nicht mehr auf das große Konzept dahinter. Ich würde mir daher wünschen, dass Trek endlich wieder zumindest in ein paar ihrer Serien zu dem zurückfindet, was früher den Kern ausmachte. Was schon bei Berman langsam verloren ging, und jetzt kaum noch zu finden ist. (LGBTQ+ und behinderte Charaktere sichtbar zu machen, ist toll, aber die Gesellschaftskritik dahinter fehlt mir extrem. Dass sie auf einen Planeten kommen, der eines von beiden ablehnt, und sie sich gezwungen sehen, die Frage zu stellen, wie Vorurteile zustande kommen und wie irrational sie doch sind. Wenn DAS nebenbei eingebaut worden wäre, nicht als Hauptplot, nur 'ferner liefen', ohne große Moralkeule, dann wäre das schon genug.) Aber schauen wir mal. Die Romane zu Discovery machen das bisher ganz gut, die sind deutlich besser als die Folgen. Und bald haben wir ja Lower Decks, das eventuell wieder etwas positiver angehaucht ist. Also ... ich vermisse das 'alte' Star Trek sehr. Und ich glaube, dass wir längst wieder gesellschaftlich an einem Punkt angekommen sind, wo wir einfach Hoffnung brauchen. Neue Ideale, nach denen wir streben können. Das, was Trek mit zwei Generationen an Fans schon geschafft hat, erst beim Vietnam-Krieg und dann kurz vor dem Fall der Sowjetunion. Als die Menschheit an dunklen Punkten war, war Star Trek für sie da. Jetzt, wo die Nazis weltweit wieder erstarken und gleichzeitig Terror von religiösen Extremisten existiert, wo langsam klar wird, dass der Kapitalismus NICHT für alle gut ist und nicht auf Dauer so weiter gehen kann, aber auch noch keine klare Lösung gefunden ist, genau jetzt brauchen wir wieder so einen Hoffnungsschimmer. Und ich hoffe, die Autoren werden das zumindest für künftige Serien und Staffeln bedenken und wieder zum Markenkern zurückfinden. (Oder endlich The Orville als zum Trek-Universum gehörend anerkennen und die Serie stärken. Immerhin gibt es unzählige Paralleluniversen in Trek, warum dann nicht auch das?)