Star Trek: Borg ist ein Spiel für DOS, Windows und MacOS, das von Simon & Schuster Interactive entwickelt und im November 1996 in den USA und in Europa (von Virgin Interactive) auf den Markt gebracht wurde. Es gehört wie der Vorgänger, Star Trek: Klingon, dem Genre des Interaktiven Films an. Anders als bei Klingon wurde bei der europäischen Version auf eine mehrsprachige Verpackung verzichtet, das Spiel ist komplett Englisch und bietet keine Untertitel.
Handlung[]
Das Spiel beginnt im Jahre 2377, als die Borg erneut die Erde angreifen und bezieht sich damit auf den später im November 1996 erscheinenden Film Der erste Kontakt. Der Kadett Qaylan Furlong dient zeitweise auf der USS Cheyenne, die jedoch von der Sternenflotte beauftragt wird vor dem Flug zur Erde alle nicht essentiellen Personen, inkl. gastierender Kadetten, in einer medizinischen Einrichtung abzuliefern.
Kadett Furlong ist enttäuscht. Er verlor seinen Vater Lt. Ralph Furlong zehn Jahre zuvor bei Wolf 359 und wäre gern an Board geblieben. Da erscheint ihm Q und bietet ihm an sich an den Borg zu rächen. Qaylan akzeptiert und wird von Q in das Jahr 2367 geschickt, auf die Brücke der USS Righteous, einem Schiff der Excelsior-Klasse auf dem Ralph Furlong diente. Niemand kann Q oder den Kadett sehen und die beiden beobachten wie bei einem plötzlichen Eintreffen der Borg der junge Sicherheitschef Sprint von einer Drohne auf der Brücke getötet und vier Stunden später das Schiff zerstört wird.
Q versetzt Furlong einen Moment zurück, in die Rolle von Sprint und wird selbst zum Schiffsarzt Dr. Quint, der, passenderweise, von den meisten wegen seiner arroganten Art nicht gemocht wird. Q stellt heraus, dass sie ab jetzt in die Geschichte eingreifen werden. Q(uint) betäubt den Borg mit einem Hypospray und die Handlung nimmt ihren alternativen Verlauf.
In der Folge muss sich die Crew mit einem Gerät der Borg an Board des Schiffs auseinandersetzen, eine weitere Borg-Drohne suchen und zu einem Borg-Kubus beamen. Mehrere Crew-Mitglieder, inkl. dem Vater Lt. Furlong, werden in Abzweigungen assimiliert. Selbst (Q)uint und Qaylan machen eine Assimilierung durch. Ab dem Zeitpunkt wird das Video mit Borg-Symbolen überlagert.
Die Tatsache, dass Kadett Furlong zur Spezies der Bijani gehört, führt zur Lösung des Problems. Qaylan/Sprint gibt seinem Körper, kurz vor der Assimilation, ein Mittel, das ihn in den Bijani-typischen Zustand der pain trance versetzt, bei dem sich das Unterbewusstsein zum Selbstschutz weit zurückzieht. Dadurch wird Sprint zwar körperlich assimiliert, Qaylan behält jedoch die Oberhand. In diesem Zustand gelingt es ihm und der Crew die Vernichtung des Schiffs zu verhindern.
In dem Moment zeigt sich Q als Q und auch Qaylan wird nicht mehr als Sprint angesehen. Q erklärt die Zeitreise, der Vater erkennt in dem Neuankömmling seinen Sohn und die Crew versteht, dass hier ein Eingriff in die Geschichte vorgenommen wurde. Daraufhin versetzt Q das Schiff und die Crew zehn Jahre in die Zukunft, wo es erneut in die Schlacht mit einem Borg-Schiff zieht. Zumindest die vergangenen zehn Jahre wurden so nicht maßgeblich verändert.
Gameplay[]
Die etwa einstündige Handlung wird als Vollbild-Video präsentiert, aus der Perspektive der Hauptfigur. An diversen Stellen wartet die Kamera auf eine Reaktion. Hier kann auf eine oder mehrere Positionen im Video geklickt oder einfach nicht reagiert werden. Es gibt immer nur eine korrekte Auswahl, alle anderen führen zu kurzen Sequenzen in denen die Folgen der Fehlentscheidung gezeigt werden. Daraufhin wird der letzte Abschnitt wiederholt. Die ganzen Varianten ergeben Videomaterial von ca. 95 Minuten.
Eine weitere gute halbe Stunde steht für den Tricorder zur Verfügung. Q gibt diesen früh in der Handlung an Kadett Furlong. In Text- und Audioform liest Q storyrelevante Lexikoneinträge vor und ermöglicht es Personen und Objekte im Bild zu untersuchen. Die meisten Einträge wurden als sachliche Beschreibungen formuliert, Q hängt vielen jedoch seine persönliche Note an oder hat z. B. bei den Vulkaniern nicht einmal Lust den Text vorzutragen. Der Eintrag zu Q lautet: "Member of the Q Continuum. Omnipotent. Immortal. And an all-around swell guy." Ergänzt von Q: Capable of beeing and doing … well, pretty much whatever I want. It's good to be a Q.
Produktion[]
Die Geschichte wurde wie der Vorgänger von der Trek-erfahrenen Autorin Hilary Bader geschrieben. James L. Conway führte Regie, John de Lancie spielte erneut den omnipotenten Q und Majel Barrett sprach den Schiffscomputer.
Der Soundtrack wurde von Dennis McCarthy komponiert und ist in fünfzehn Titeln auf dem Album Star Trek: 50th Anniversary Collection zu hören.
Obwohl die Hauptfigur eine echte Person darstellt, entschied sich die Produktion dazu Kadett Furlong nicht sprechen zu lassen, was von allen anderen Figuren nicht kommentiert wird. Der Tricorder erklärt u.a., dass der Turbolift von Spezies ohne verbale Sprachfähigkeit oder in Notfällen auch über ein manuelles Interface genutzt werden kann, beschreibt aber weder Sprint noch die Bijani als stimmlos. Dieses Stilmittel ist in Rollenspielen wie z.B. den Titeln der Elder Scrolls Reihe verbreitet, um eine leichtere Identifikation mit der Figur zu ermöglichen.
Die Dreharbeiten fanden größtenteils in den Sets aktueller Produktionen statt, die dafür nur leicht angepasst werden mussten. Die meisten Räumlichkeiten der USS Righteous stammen aus der Voyager-Serie, die Brücke wurde zuletzt für die Excelsior in der Voyager-Folge Tuvoks Flashback genutzt. Die Zerstörungssequenz stammt aus der Wolf 359-Szene von Deep Space Nines Pilotfilm Der Abgesandte.
Genau wie bei Star Trek: Klingon hat die Firma Duck Corp die Technologie für den interaktiven Film entwickelt: TrueMotion wird für die Kompression der Videos genutzt, während Comprending dafür sorgt, dass das Video beliebig angehalten und mit dem Tricorder nach Hot Zones abgesucht werden kann. Das Unternehmen Touchscreen fügte alle Elemente zum eigentlichen Spiel zusammen.
Hörbuch[]
Am 1. Dezember 1996 bringt Simon & Schuster Audio eine Hörbuchfassung auf CD heraus. In dieser wurden die kompletten Dialoge des Spiels genutzt und um Computerlogbuch-Einträge von Kadett Qaylan ausgeschmückt. Damit bietet diese Version deutlich mehr Details und ist mit 1:15h auch etwas länger als ein normaler Durchlauf, obwohl hier viele der falschen Abzweigungen erzählt werden, inkl. Qs Kommentaren dazu und Gedanken Qaylans wie er die Zeitschleifen wahrnimmt.
Rezeption[]
Peter Steinlechner vergibt ein "geht so" in der PowerPlay (1/1997, Seite 172): Die Bildqualität ist trotz Halbzeilenmodus deutlich besser [als bei Star Trek: Klingon], und auch den Kulissen sieht man den höheren Aufwand an. Sogar rätseltechnisch hat sich was getan, Qs Fähigkeit, die Zeitachse zu manipulieren, bietet sich für intelligentere Puzzlekost geradezu an. […] Wer vorher weiß, daß er für maximal fünf Stunden Kurzweil einen runden Hunderter über die Ladentheke schieben muß und als Trekker damit leben kann, hat genug Spaß.
[1]
Roland Austinat empfiehlt es in der PC Player (2/1997, Seite 106), wenn nicht zu große Maßstäbe an eigentliches Gameplay gesetzt werden: Unter dem Strich bleibt dann mehr Movie als Interaktion – was durch den genialen John deLancie als Q geschickterweise ausgeglichen wird. Zeitsprünge und Tod bleiben so stets plausibel.
[2]
Manfred Duy stört in der PC Joker (2/1997, Seite 67) vor allem der Mangel an Interaktion: An relativ wenigen Stellen muß das Geschehen mittels Mausklick unterbrochen werden, um per Scanner Gegenstände und Personen zu untersuchen. Ab und an darf man auch mit einem Phaser ballern und Codes entwirren. Handhabung und Videoqualität sind dank orchestraler Musik und englischer Sprachausgabe über jeden Zweifel erhaben. Mangels Interaktion will aber kaum Freude aufkommen.
[3]
Riccardo Landi ist in der italienischen PC Game Parade (2/1997, Seite 59) noch mehr von der geringen Interaktion abgeschreckt (übersetzt mit DeepL): Ich wollte es bis zur letzten Minute nicht glauben, und stattdessen wurde ich, nachdem ich die CD eingelegt hatte, gezwungen, mir Full-Motion-Sequenzen in 640x480 interlaced anzusehen, ohne etwas tun zu können (und mich zu Tode zu langweilen). […] Es stimmt, dass die Handlung nicht schlecht ist, sie hätte wahrscheinlich eine gute Folge abgegeben, aber wenn ich eine CD in meinen PC lege, will ich sie SPIELEN!!! […] Außerdem gibt es nie mehr als drei oder vier Möglichkeiten, so dass man, wenn man es nicht beim ersten Versuch schafft, es beim zweiten oder dritten Mal schafft. Ich habe es an einem Nachmittag geschafft, ohne überhaupt darauf zu achten, was ich tun sollte (raten).
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Quellenangaben[]
- ↑ PowerPlay 1/1997, Seite 172, bei KultBoy
- ↑ PC Player, 2/1997, Seite 106, bei KultBoy
- ↑ PC Joker 2/1997, Seite 67, im Internet Archive
- ↑ PC Game Parade 2/1997, Seite 59, im Internet Archive
Externe Links[]
- Star Trek: Borg bei Moby Games
- Star Trek: Borg bei Wikipedia
- Let's Play, inkl. einiger Abzweigungen, von Idrona, auf YouTube
- Star Trek: Borg auf Memory Beta (englisch) bietet eine deutlich längere Inhaltsangabe
- Star Trek: Borg - Audiobook, auf YouTube