Star Trek: Klingon ist ein Spiel für Windows und MacOS, das von Simon & Schuster Interactive entwickelt und im Mai 1996 in den USA und in Europa auf den Markt gebracht wurde. Es gehört wie der Nachfolger, Star Trek: Borg, dem Genre des Interaktiven Films an.
Die etwa 90 Minuten lange Handlung wird in erster Linie durch Vollbild-Videosequenzen vorangetrieben, die nur unterbrochen werden, wenn es gilt eine Entscheidung per Mausklick zu treffen. Die Rahmenhandlung bettet die klingonische Geschichte in ein holographisches Lernprogramm für die Sternenflotte ein, das von Gowron (gespielt von Robert O'Reilly) moderiert wird.
Jonathan Frakes führte bei den Dreharbeiten Regie, die Geschichte wurde von Hilary Bader geschrieben und die Musik von Gregory Smith komponiert. Das Spiel erschien ausschließlich in englischer Sprache, ohne Untertitel. Die Packungsrückseite der europäischen Version wurde mehrsprachig gestaltet.
Immersion Studies[]
Die ersten zwei CDs enthalten das eigentliche Spiel. Gowron, der Anführer des Klingonischen Hohen Rats führt in das Holodeckprogramm ein, in dem die Geschichte des jungen Pok erzählt wird. Während dessen Feier zum Ritus des Aufsteigens kommt es zu einem Attentat auf Gowron, welches von Poks Vater unter Einsatz seines Lebens verhindert werden kann. Gowron, Pok und mehrere andere Anwesende schwören einen Blutschwur und machen sich auf die Suche nach den Drahtziehern des Anschlags. Dabei geht die Reise mit einem Bird-of-Prey bis in das Romulanische Imperium.
Das Spiel erzählt die Geschichte aus der Sicht des jungen Pok. Alle Personen schauen direkt in die Kamera, wenn Sie mit Pok interagieren, was im Vergleich zu einer TV-Episode ungewöhnlich erscheint. Die Wahl eines jungen Klingonens als Hauptfigur erleichtert es die diversen Fehlgriffe zu erklären. Wenn es gilt eine Entscheidung zu treffen, friert das Bild nicht ein. Ein Mauszeiger (in der Form eines D'k tahg Dolches) erscheint, während die Figuren noch handeln und manchmal auch anfangen auf eine Reaktion zu warten. Da immer die Option besteht nichts zu tun, kann die Sequenz von selbst zu Ende laufen und in das entsprechende Video übergehen. In der Regel gibt es immer nur eine richtige Reaktion, während falsche Entscheidungen zu kurzen Videos führen, die z.B. zeigen wie eine der Figuren oder Gowron auf dem Holodeck den Spieler bzw. die Spielerin (empört) auf den Fehler hinweist und nochmal zum Anfang der Szene führt. Der Rahmen des Holodeck-Lehrprogramms gibt einen Hinweis darauf, dass es hier nicht darum geht typische Sternenflotten-Entscheidungen zu treffen, sondern sich in den klingonischen Pok reinzuversetzen und wie ein Klingone zu denken und zu handeln.
Weitere Hilfestellung bietet die Möglichkeit die Filmsequenzen an beliebiger Stelle anzuhalten, um diverse Objekte und Personen in einer Szene anzuklicken und Hintergrundinformationen vorgelesen zu bekommen. Die Texte wurden von Helen Wilson eingesprochen, die weiterhin die Stimme des Fürsorgers im Voyager Piloten übernahm (laut IMDB) sowie im Art Department von Star Trek (2009) aktiv war.
Klingon Language Lab[]
Auf der dritten CD-Rom befindet sich ein interaktiver Sprachkurs. Mehrere Pakete an klingonischen Worten und Phrasen werden mit einem Bild illustriert und von Gowron / Robert O'Reilly in kurzen Videos eingesprochen. Zu manchen Begriffen und Redewendungen gibt Marc Okrand zusätzliche Erläuterungen zum Besten. Mit Hilfe eines Mikrofons kann die eigene Aussprache getestet werden, ein Score zeigt die Nähe zur Vorlage an. Als Kategorien stehen Phrases, Myths & Legends, Curses, Hol, Commands, Food & Drinks, Weapons und Rituals zur Verfügung.
Im Modus Drill müssen klingonische Audiobeispiele einem englischen Text zugeordnet werden oder englische Worte einem klingonischen Text und weitere Varianten.
In der dritten Sektion demonstriert Gowron die Phoneme (Laute) der klingonischen Sprache, einzeln und in einem Beispielwort. Auch hier erläutert Marc Okrand einige Details.
1993 produzierten Barry Levine und Marc Okrand für Simon & Schuster Audioworks den fortgeschrittenen Audio-Sprachkurs Power Klingon, mit den Stimmen von Michael Dorn und Marc Okrand. Eine gekürzte Version befindet sich im Audio-CD-Format ebenfalls auf der dritten CD.
Produktion[1][]
Das als "Klingon-immersion experience" geplante Projekt wurde ursprünglich von Keith Halper und Elizabeth Braswell entwickelt. Die beiden dachten zunächst an eine Hamlet-ähnliche Geschichte um zwei Brüder, die um ein Königreich kämpften. Als einer der Brüder stirbt, ist dessen Sohn auf Rache aus.
Die Idee wurde an die Fantasy-AutorInnen Kristine Katherine Rusch und Dean Wesley Smith weitergereicht, die die Rahmenhandlung beisteuerten und auch die komplexere Roman-Version entwickelten.
Das eigentliche Skript wurde von Hilary Bader geschrieben, die drei Wochen Zeit hatte, um die erste Version an Ronald D. Moore zur Korrektur zu geben, damit die Sets gebaut und erste Szenen gedreht werden konnten.
Jonathan Frakes hatte zu der Zeit bereits Erfahrung mit der Regie-Arbeit von Star Trek Episoden gesammelt und war interessiert sich mit dieser Art des interaktiven Films auseinanderzusetzen. Ungewöhnlich war z.B. die Perspektive der Kamera, die Tatsache, dass viele Szenen als eine einzelne Kamerafahrt ohne Schnitt gefilmt werden sollten und die technisch bedingte Notwendigkeit das Set deutlich heller zu beleuchten als sonst bei Szenen mit den Klingonen üblich, da die Kompression der Videos auf der CD das gesamte Bild dunkler erschienen ließ. Jonathan Frakes forderte daher direkt zum Drehstart Duck Corp auf einen Techniker zu schicken, der bei Paramount Testaufnahmen in das endgültige Format brachte, um einen Eindruck zu bekommen wie die Szenen letztlich im Spiel wirken würden.
An der Produktion von Star Trek: Klingon waren mehrere Firmen beteiligt. Von Simon & Schuster wurden folgende Unternehmen für einzelne Teilbereiche engagiert:
- Duck Corp: TrueMotion wurde für die Kompression und das Handling der Videoaufnahmen genutzt. Die Software ermöglichte das gezielte Abspielen bestimmter Videos. Die Software Comprending sorgte dafür, dass Videos angehalten werden können und sogenannte hot zones Bereiche definieren, an denen Interaktion mit dem Mauszeiger möglich sind.
- Dragon Systems: die Spracherkennung und Bewertung der Aussprachegenauigkeit wurde von Dragon Systems geliefert. Zufällig befand sich damals der Klingonisch-Fan Mark Mandel im Team von Dragon und war damit prädestiniert an dem Projekt zu arbeiten.
- Touchscreen: für die TrueMotion Videos und den Klingonisch-Kurs wurden von Touchscreen zwei unterschiedliche Engines programmiert, die das Material in ausführbare Programme überführten.
Neben dem Regisseur Frakes, dem Komponisten Gregory Smith, dem Sprachexperten Marc Okrand und Schauspieler O'Reilly wirkten noch weitere Personen an dem Spiel mit, die bereits an Star Trek Produktionen beteiligt waren. J.G. Hertzler (Martok) spielte den Klingonen Ler'at und Martha Hackett (Seska) war als Poks Mutter K'Tar zu sehen. Tracee Lee Cocco als Bardame ist nur eine von mehreren Personen, die hier erneut die Rollen von Nebenfiguren übernahmen.
Die klingonische Kriegshymne aus DS9: Martoks Ehre wurde von Hilary Bader für Star Trek: Klingon geschrieben und ist in dem Spiel zum ersten Mal zu hören.
Weitere Veröffentlichungen[]
Dean Wesley Smith und Kristine Kathryn Rusch setzten das Skript von Hilary Bader zu einer deutlich komplexeren Romanversion um. In dieser auf DS9 angesiedelten Geschichte treffen Captain Picard, Admiral Jellico und Commander Riker auf Gowron, der den Offizieren die Geschichte von Pok erzählt. Lieutenant Barclay übernimmt dabei die Rolle des Spielers, der ohne große Kenntnisse der klingonischen Kultur in Gowrons Rollenspiel die Handlung vorantreibt. In diesem Zusammenhang entsteht die Idee aus der Geschichte ein Holodeck-Programm zu entwickeln, das zur interkulturellen Verständigung beitragen soll.
Dem Roman ist ein zwanzigseitiges MakingOf des Spiels beigefügt, das von David Mack geschrieben wurde, der hier zum ersten Mal eine Star Trek Arbeit ablieferte.
Weiterhin wurden dem bei Pocket Books erschienenen Buch Ausschnitte aus den Star Trek: Invasion-Romanen angehangen.
Zeitgleich zu dem Spiel erschien eine sechzigminütige Audio-Version bei Simon & Schuster. Diese nimmt sich nicht so viele Freiheiten wie der Roman. Ein Kadett der Sternenflotte startet das Programm und wird von Worf (gesprochen von Michael Dorn) in das Szenario eingeführt. Die Geschichte setzt sich in der Folge aus originalen Audioausschnitten des Spiels sowie zusätzlichen Erläuterungen Worfs zusammen. Die Interaktion des Originals wurde nicht für das Audio-Medium adaptiert, die Handlung verläuft geradlinig bis zum Ende.
Rezeption[]
Bob Strauss in der Entertainment Weekly (17. Mai 1996): "Clearly, this 'holodeck simulation' [...] is aimed at that demographic of the Trekkie universe that doesn't think it unusual to serve rokach blood pie at parties or respond to coworkers' suggestions with a rousing 'Qapla'!' [...] On the whole, though, Klingon's interactivity runs a bit thin; with all the dysfunction on display, you might think of Klingon not as a game but as the bony-forehead version of Stuart Saves His Family. For true fanatics, this three-disc set includes a 'language lab' that tutors would-be warriors in the pronunciation of words like dah (now!), chonnaQ (spear), and QI'yaH (''a vulgar Klingon expression''), to all of which I wanted to respond, ''Gesundheit!'' Unfortunately — since it's likely that nowadays more people are familiar with Klingon than Esperanto — the program teaches you virtually nothing about Klingon grammar or syntax, which may be an impediment when you apply for that translator's gig at the United Federation of Planets."[2]
Martin Schnelle in der PC Joker (8/1996, Seite 97): "Bedient wird dieses Lernprogramm via Maus oder Spracheingabe - was ähnlich schlecht funktioniert wie bei 'Star Trek Omnipedia'. Im großen und ganzen ist die Handhabung aber ordentlich gemacht. Das gilt auch für die Präsentation, obwohl die im Fullscreen-Modus dargestellten Filme ein wenig grobpixelig geraten sind. Unter dem Strich erfährt man hier also sehr viel über die klingonische Kultur, während der Spieltrieb eindeutig zu kurz kommt."[3]
Heinrich Lenhardt in der PC Player (8/1996, Seite 88): "Der Alptraum des alternden Spieletesters: Ein unscharf dahinnudelnder Film, bei dem man alle paar Minuten mal eine Multiple-Choice-Entscheidung treffen darf. Wenn ein übellauniger Klingonenkrieger diese aufgeblasene Schluder-Software sehen würde, brauchte sich das Programmierteam wohl keine Sorgen mehr um seine Altersversorgung zu machen ... Erst müssen Sie Wissen und Redewendungen der Klingonen pauken, um dann gezielte Antworten zu geben. He, wird dieses Ding nicht als »interactive Adventure« vermarktet? Warum hat es dann unwesentlich mehr Interaktivität als ein Videofilm, bei dessen Betrachtung man öfters mal die Pause-Taste drückt? Sollten Spiele nicht Spaß machen? Und wieso soll ich meine Zeit mit diesem kleinen Fernsehspiel vergeuden? Das Leben ist zu kurz, um es bei Klingon zu verplempern. Einzige Zielgruppe sind ultraharte Trekkies, die hier Filmmaterial zu sehen bekommen, daß nie über den TV-Schirm flimmerte. Angesichts dessen dürftiger dramaturgischer und schauspielerischer Qualität kann ich aber niemandem empfehlen, für diese dubiose C-Produktion viel Erdengeld locker zu machen."[4]
Peter Steinlechner in der Power Play (8/1996, Seite 64): "Wäre 'Klingon' Teil einer der Fernsehserien, müsste man es trotz blutrünstiger Szenen eher unter die lustig-schrägen folgend einreihen. Dass mit Jonathan Frakes ein mittlerweile routinierter Serien-Regisseur die Inszenierung übernahm, ist offensichtlich: Handlung, Kulissen und Schauspieler – insbesondere Robert O'Reilly als glubschäugiger Oberklingone – entsprechen dem gewohnt hohen StarTrek-Standard. [...] 'Klingon' ist eigentlich gar kein Computerspiel, sondern wurde von vorne bis hinten als interaktive StarTrek-Folge konzipiert. Unter diesem Blickwinkel bin ich mit dem Programm glücklich. Leider — und damit zur Kritik — ist das Ganze viel zu kurz: Auch der wohlwollendste Fan hat auf diesem Holodeck höchstens fünf Stunden Spaß. Die zu fällenden Entscheidungen sind, bis auf eine Ausnahme, eher harmlos. Bei Fehlversuchen werden viel zu lange Szenen wiederholt. Es nervt einfach, wenn zum x-ten mal ausführlichst das gleiche gezeigt wird. Was das Sprachlabor betrifft: Prima Idee, ansprechend umgesetzt — aber letztlich höherer Blödsinn, dem wohl nur absolute Hardcore-Trekkies langfristig Nutzen abgewinnen können. Trotz des schlechten Verhältnisses Spaßdauer/Preis ist “Klingon“ für echte Fans ein Muß, alle anderen finden spielerisch bessere Interactive Movies."[5]
Scott Udell in der Computer Games Strategy Plus (8/1996, Seite 80): "While billed as 'the ultimate interactive adventure,' adventure gamers beware - Star Trek Klingon has less in common with A Final Unity or Harbinger than it does with Simon & Schuster's earlier Trek reference titles. [...] Trek detailists will love the fact that you can pause the video to click on many of the Klingon items to get an excruciatingly detailed description. The game part is the weakest part of the package, as the video plays out you are given chances to choose a response appropriate to the situation (although it’s rarely obvious what the choices are and how they apply to the situation). Choose the wrong option and someone will probably yell at you (they’re Klingon, after all) and you’ll be sent back to an earlier time-stop in the video to try again. A major flaw' here is that you can’t skip the video you’ve already seen, which means you may have to watch a sequence over and over until you click (or don’t click) on the appropriate person or thing. Trek fans (especially Klingon fans) will probably enjoy this title, but folks looking for a gaming experience should stay parsecs away from this one."[6]
Externe Links[]
- Star Trek: Klingon bei MobyGames
- Star Trek: Klingon bei Wikipedia
- Star Trek: Klingon als komplettes Let's Play, inkl. unterschiedlicher Entscheidungen, von World of Longplays auf YouTube
- ↑ Aus dem MakingOf des Spiels, das von David Mack verfasst und der Romanversion des Spiels angehangen wurde.
- ↑ Bob Strauss in der Entertainment Weekly, 17. Mai 1996, im Internet Archive
- ↑ Martin Schnelle in der PC Joker, 8/1996, Seite 97, im Internet Archive
- ↑ Heinrich Lenhardt in der PC Player, 8/1996, Seite 88, im Internet Archive
- ↑ Peter Steinlechner in der Power Play, 8/1996, Seite 64, bei KultBoy
- ↑ Scott Udell in der Computer Games Strategy Plus, 8/1996, Seite 80, im Internet Archive